Walter Benjamins früheste Arbeiten aus seiner Zeit als Vordenker der radikalen intellektuellen Jugendkulturbewegung stehen bis heute im Schatten seines späteren Werks. Zu Unrecht, wie dieser spektakuläre Band der Kritischen Gesamtausgabe demonstriert. Denn in Benjamins Schriften der Jahre 1909 bis 1921 zeichnen sich erste »theoretische« Entscheidungen ab, die von zentraler Bedeutung für sein weiteres Schaffen sind. Hier hat er die Grundlagen »seiner« Begriffe von Erfahrung und Geschichte gelegt und zum ersten Mal über das Verhältnis von Glauben und Wissen Auskunft gegeben.
Die Edition versammelt alle einschlägigen Texte aus dieser Zeit, darunter Unveröffentlichtes wie einen Schulaufsatz oder Notizen zu seinen Farbstudien. Ein ausführlicher Kommentar, eine »Chronik« und eine Dokumentation mit vielen unbekannten Quellen erschließen erstmals die historischen, medialen und theoretischen Kontexte sowie die erstaunlich breite zeitgenössische Rezeption. Auf diese Weise werden neue Einblicke möglich: in Benjamins Biographie, in seine erste Werkphase und – besonders spannend – in die Jugendkulturbewegung, ihre Fraktionen, Konflikte und Debatten, etwa über den Ersten Weltkrieg.